Felssturz beim Martinsloch
Am Grossen Tschingelhorn im Kanton Glarus hat sich ein massiver Felssturz ereignet, bei dem mehr als 10’000 Kubikmeter Gestein herabgestürzt sind.
Dieser Vorfall, der sich laut dem Schweizerischem Erdbebendienst am 3. Oktober um 9:46 Uhr ereignet hat, blieb fast zwei Wochen lang unbemerkt. Das Gebiet gehört zur Glarner Tektonikarena Sardona, einem UNESCO-Weltnaturerbe. Besonders bekannt ist die Region durch das Martinsloch, ein natürliches Felsenfenster, durch das zweimal im Jahr die aufgehende Sonne für etwa eine Minute scheint und damit viele Schaulustige anzieht.
Der Felssturz hat das Martinsloch unzugänglich gemacht, weshalb Bergsteiger und Wanderer dringend davor gewarnt werden, die Region zu betreten. Es wird befürchtet, dass es zu weiteren Felsabbrüchen kommen könnte. Der Bereich über dem Martinsloch ist ohnehin für seine hohe Steinschlagaktivität bekannt, was durch regelmässige Erdbeben in der Region noch verstärkt wird. Diese Beben können das Gestein auflockern und zu weiteren Abbrüchen führen. Obwohl in den letzten Tagen keine Erdbeben in der unmittelbaren Umgebung gemessen wurden, bleibt die Gefahr bestehen.
Als mögliche Ursache des Felssturzes wird die instabile Beschaffenheit der Verrucano-Gesteine genannt, die die Tschingelhörner formen. Diese Gesteine, die sich direkt über der sogenannten Glarner Hauptüberschiebung befinden, sind besonders anfällig für solche Abbrüche. Die Glarner Hauptüberschiebung ist eine geologische Grenze zwischen verschiedenen Gesteinsschichten, und das Martinsloch durchbricht diese Schicht etwa auf halber Höhe des Berges.
Einwohner von Elm, die den Gipfelkamm täglich sehen, bemerkten als erste, dass sich das Erscheinungsbild des Berges deutlich verändert hatte. Die Ursachen des Felssturzes werden noch untersucht, wobei über den Einfluss von Klimawandel und Extremwetterereignissen diskutiert wird. Besonders der warme Sommer in Kombination mit heftigen Regenfällen im Jahr 2022 könnte ähnlich wie am benachbarten Piz Dolf zu Instabilitäten geführt haben.
Geologe Thomas Buckingham führt den Felssturz auf die ständigen Temperaturschwankungen sowie das regenreiche Jahr zurück. Die betroffene Region war schon lange für ihre Steinschlaggefahr bekannt, und die Gefahr weiterer Abbrüche bleibt weiterhin bestehen.
Das Martinsloch sei aufgrund des Felssturzes für Berggänger nicht mehr erreichbar, sagte Buckingham weiter. Ausserdem werde derzeit von Klettertouren und Wanderungen in der unmittelbaren Umgebung dringend abgeraten.
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